"Ich habe schon immer für die Bahn geschwärmt"

"Ich habe schon immer für die Bahn geschwärmt"

Interview mit Andrea Beiderbeck

Artikel: "Ich habe schon immer für die Bahn geschwärmt"

Sprosse für Sprosse nach oben klettern, dabei immer schon den nächsten Schritt planen und das Ziel nicht aus den Augen lassen – die langfristige Karriereplanung war nie das Ding von Andrea Beiderbeck. Stattdessen hat sie spontan die Chancen genutzt, die sich ihr boten. Mit Erfolg: Heute ist sie Leiterin Produktionsentwicklung und Programme bei der DB InfraGo.

Andrea Beiderbeck


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Du bist Ingenieurin für Nachrichtentechnik. Wie kam es zur Entscheidung für diese Fachrichtung?

Beiderbeck: Über Umwege! Ich wollte eigentlich Garten- und Landschaftsbau lernen, aber da hat man mir schon während eines Praktikums sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass das kein Job für Frauen sei. So war das damals noch … Das hat mich total runtergezogen, aber dann bin ich auf ein Angebot der Telekom aufmerksam geworden. Dort wurden damals verstärkt Ingenieure gesucht. Da mich Mathematik, Physik und IT auch sehr interessierten, fand ich den Studiengang der Nachrichtentechnik ebenfalls spannend und passend für mich. Die Telekom hätte mir das Studium sogar finanziert, aber ich wollte mich nicht abhängig machen. Viele rieten mit damals ab, weil die Durchfallquote sehr hoch war. Aber ich habe sofort gespürt: Das ist genau meins!

Du bist jetzt seit drei Jahrzehnten bei der Deutschen Bahn. Wie hat deine Karriere hier begonnen?

Andrea Beiderbeck: Nach dem Studium hatte ich die Bahn als Arbeitgeber zunächst gar nicht auf dem Schirm. Eigentlich wollte ich in der Mikroprozessoren-Technik arbeiten, aber die Stellenangebote waren rar. Bei einem Absolventenkongress bin ich dann mit der Deutschen Bahn in Kontakt gekommen. Das Angebot hörte sich spannend an und für die Bahn habe ich schon immer geschwärmt; ich hatte damals sogar eine Interrail-Tour gemacht. Also habe ich meine Mappe dagelassen und wenig später mit der Ausbildung zur Technischen Inspektorin begonnen. Damals war ich mir nicht sicher, ob ich bei der DB bleiben würde. Daraus sind dann 30 Jahre geworden.

In der Zeit hast du zahlreiche Stationen durchlaufen und das Unternehmen Deutsche Bahn von vielen Seiten kennengelernt. Gibt es ein verbindendes Element?

Beiderbeck: Meine Entwicklung zeigt recht gut, worin der Vorteil des Konzerns liegt: Es gibt eine große Vielfalt an Möglichkeiten. Außerdem hatte ich immer das Gefühl, hier wirklich etwas bewirken zu können. Ich weiß einfach, wofür ich arbeite – auch wenn mir bewusst ist, dass wir noch besser werden müssen.

Vor gut einem Jahr bist du in Ihrer neuen Position als Leiterin Produktionsentwicklung und Programme bei DB InfraGo Personenbahnhöfe gestartet. Wie hast du deinen Einstieg gestaltet?

Beiderbeck: Zunächst war wichtig, das Geschäft zu verstehen. Nicht im Detail, aber so, dass ich unseren Beitrag für den Gesamtkonzern sehe und die Schnittstellen kenne. Und natürlich habe ich mir Zeit genommen, meine Mannschaft kennenzulernen; immerhin 65 Menschen.

Welche Themen standen im Fokus?

Beiderbeck: Ich habe früh gemerkt, dass unsere Kommunikationsstruktur nicht ideal war. Es gab zum Beispiel keinen regelmäßigen Austausch mit unseren Nachbarabteilungen. Jeder hat nur auf seinen Bereich geschaut. Das haben wir geändert, denn es funktioniert nur gemeinsam. Ebenso fehlte es an Management-Meetings, bei denen über die strategische Ausrichtung gesprochen wird. Auch eine solche Runde haben wir inzwischen fest etabliert und fragen uns, wie es jemals ohne ging.

Und aktuell – was sind die größten Herausforderungen für dich und dein Team?

Als Teil der neuen InfraGO GmbH wurden wir zum Jahreswechsel mit der DB Netz AG verschmolzen – als der kleinere Teil. Da die Mitarbeiter gut mitzunehmen, war sicherlich eine Herausforderung. Aber ich finde, wir können selbstbewusst in diese neue Zusammenarbeit gehen: Wir kennen unser Geschäft und sind sehr gut aufgestellt. Die nächste Herausforderung sind die Zukunftsbahnhöfe: Bis 2030 werden wir rund 1.800 Bahnhöfe sanieren und an die modernen Anforderungen anpassen.  

Wie definierst du deine Rolle als Führungskraft?

Mein Job ist es, meine Mannschaft zu befähigen, ihren Job optimal zu machen. Ich gebe den Rahmen vor und sorge für größtmögliche Transparenz: Wo bewegen wir uns gerade? Wie zahlen wir auf das große Ganze ein? Mir ist extrem wichtig, dass die Mitarbeiter wissen, wofür sie arbeiten. Ich will Mut machen, mitzudenken, Entscheidungen zu treffen und diese auch zu vertreten. Meine Mitarbeiter sind keine Sachbearbeiter, sondern Ingenieure, und ich möchte, dass sie sich einbringen können – Fehler machen gehört dazu.

Deine aktuelle Position bei der Deutschen Bahn: Ist sie das Ergebnis einer konsequenten Karriereplanung?

Beiderbeck: Nein, überhaupt nicht! Bewusste Karriereplanung habe ich eigentlich nie gemacht, sondern geschaut, was mich interessieren könnte. Ich war lange bei der DB Netz AG, habe da viel umsetzen können und kenne das Geschäft sehr gut. Nach acht Jahren war einfach der Punkt erreicht, etwas Neues anzufangen. Ich wollte ausprobieren, wie es ist, als Führungskraft in ein ganz neues Umfeld zu kommen. Ich hätte mir aber auch einen seitlichen Step vorstellen können. Es ging vor allem darum, aus meiner Komfortzone rauszukommen.

Wie hat sich dieser Wechsel in unbekanntes Terrain angefühlt?

Beiderbeck: Die ersten sechs Wochen waren hart. Neue Menschen, neue Themen – da musste ich mich erstmal reinfinden. Nicht einmal die Sprache war dieselbe wie bei DB Netz; es gibt hier zum Beispiel ganz andere Abkürzungen. Aber inzwischen bin ich hier wirklich angekommen und ich finde mein Team einfach großartig. Gemeinsam können wir viel erreichen.

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