Artikel: Fragst du dich, wofür du den Unterrichtsstoff eigentlich später brauchst?
Wir möchten dir zeigen, wie Aufgaben aus dem Alltag der Deutschen Bahn (DB) mit Themen aus deinem Unterricht zusammenhängen. Z.B. liegt in vielen unserer technischen Ausbildungsberufe ein Schwerpunkt auf Mathe und Physik. Mit Hilfe unserer Praxisaufgaben zeigen wir dir, wie du das Gelernte in der Praxis anwenden kannst.
Mit den Aufgaben erhältst du nicht nur technisches Know-How sondern gewinnst auch erste Einblicke in unsere DB-Ausbildungsberufe!
Einführung
Aufgabenstellung
Die Nutzung
Bei der folgenden Aufgabe sollen die beiden Kernfragen für die Anschaffung eines neuen Zwei-Wege-Fahrzeugs beantwortet werden.
Du fragst dich, was ein Zwei-Wege-Fahrzeug ist? Zwei-Wege-Fahrzeuge (ZWF) können sowohl auf den Schienen als auch auf der Straße fahren, mit Hilfe eines Untergestells, wie in der Abbildung oben zu sehen. Angetrieben werden sie von Elektromotoren, die durch Batterien mit Strom versorgt werden. Gesteuert von einem Mitarbeiter mit einer Fernbedienung.
Bei der DB sind beispielsweise folgende ZWF im Einsatz: Unimog, Bagger, Lösch- und Rettungsfahrzeuge, sowie Schienenfahrzeuge, die links und rechts vom Gleis z.B. Sträucher schneiden.
ZWF werden also für eine Vielzahl von Wartungs-, Bau- und Inspektionsaufgaben im Gleisbereich eingesetzt, damit die DB deutlich schneller und einfacher zu verschiedenen Einsatzorten gelangt. Jedes Zwei-Wege-Fahrzeug bewegt pro Arbeitstag etwa sechs Mal Fahrzeuge oder Drehgestelle.
Bei 230 Arbeitstagen pro Jahr sind das etwa 1.380 Bewegungen jährlich. Diese Bewegung von Fahrzeugen oder Drehgestellen mit dem Zwei-Wege-Fahrzeug kostet Arbeitszeit (Bedienung und Instandhaltung des Zwei-Wege-Fahrzeugs), die das Werk 53€ pro Stunde kostet.
Das Modell in Gebrauch
Im Werk ist seit einigen Jahren das Modell „ZWF-alt“ im Einsatz. Die Mitarbeiter*innen arbeiten damit nicht gerne: Das ZWF-alt ist langsam, verklemmt sich oft und geht auch regelmäßig kaputt. Die Reparatur dauert meistens mehrere Wochen. Im Durchschnitt verursacht jede Bewegung mit dem ZWF-alt etwa 30 Minuten Arbeitszeit.
Die Kostenfunktion der Nutzung von ZWF-alt ist deshalb
f(ZWF-alt) = 1.380 Bewegungen/Jahr x 0,5 Std/Bewegung. x 53 €/Std
= 36.750 €/Jahr x Jahre
Die Alternative
Es gibt jetzt von derselben Firma das Modell „ZWF-neu“. ZWF-neu ist schneller, verklemmt sich seltener und geht auch seltener kaputt. Im Durchschnitt verursacht das ZWF-neu nur noch 15 Minuten Arbeitszeit pro Bewegung.
Die Investition für das ZWF-neu ist 42.000€.
Die Kostenfunktion der Nutzung von ZWF-neu ist deshalb
f(ZWF-neu) = 1.380 Bewegungen/Jahr x 0,25 Std/Bewegung. x 53 €/Std
= 18.285 €/Jahr x Jahre
Entscheide, ob das Zwei-Wege-Fahrzeug "ZWF-neu" gekauft werden soll.
Beachte, dass die Deutsche Bahn solche Investitionen nur durchführt, wenn sie:
- sich innerhalb von 10 Jahren lohnen werden UND
- rentabler sind, als das Geld zu 8% Zinsen anzulegen.
Lohnt sich eine Investition?
Dazu vergleicht man die Gesamtausgaben mit und ohne Investition über die „Entscheidungsjahre“. Das ist die Zeit, innerhalb der sich die Investition gelohnt haben soll, damit man sich für sie entscheidet. Wie viele Jahre das sind, legt jedes Unternehmen für sich fest.
Gesamtausgabenmit Invest = Invest x jährliche Ausgabenmit Invest x Entscheidungsjahre
Gesamtausgabenohne Invest = jährliche Ausgabenohne Invest x Entscheidungsjahre
Wenn man mit der Investition Geld spart, also
Gesamtausgabenmit Invest < Gesamtausgabenohne Invest
lohnt sich die Investition.
Ist eine andere Investition finanziell noch attraktiver?
Ein Unternehmen kann mit seinem Geld verschiedene Dinge tun, z.B. Maschine A kaufen, Maschine B kaufen, neue IT einführen oder das Geld mit Zinsen anlegen. Um es einfacher zu machen, rechnet man nicht jede der (vielen) Alternativen durch, sondern vergleicht die Investition mit dem Geldzuwachs aus einer Geldanlage bei Zinssatz pMIN über die Dauer der Entscheidungsjahre. „pMIN“ ist die Rendite, die das Unternehmen in der Regel mit seinen Investitionen mindestens erreicht.
Geldzuwachs aus Geldanlage = Invest x (1 + pMIN)Entscheidungsjahre – Invest
= Invest x ((1 + pMIN)Entscheidungsjahre – 1)
Wenn die Investition attraktiver ist als der Geldzuwachs aus einer Anlage mit dem Zinssatz pMIN, wird sie gemacht, d.h. wenn
Gesamtausgabenohne Invest - Gesamtausgabenmit Invest > Geldzuwachs aus Geldanlage
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