Artikel: Ein CEO und Gentleman
Im Sommer 2021 ist Alexandre Gallo bei DB Cargo in Frankreich als CEO angetreten und hat das Unternehmen innerhalb kurzer Zeit zurück in die Gewinnzone geführt. Sein Erfolgsrezept: Wer die Menschen im Blick hat, behält das Geschäft im Griff.
Management by Heart
„Unser Erfolg hängt nicht an Lokomotiven oder Schienen“, erläutert Alexandre Gallo. „Es sind die Menschen, die das Business treiben.“ In der Firmenzentrale kennt er alle mit Vornamen und hört sehr genau zu, wenn er sich mit Mitarbeitenden unterhält – was häufig der Fall ist. „Vermutlich werde ich deshalb nie von den Ergebnissen einer Mitarbeitendenbefragung überrascht“, sagt Gallo mit einem Augenzwinkern. Zum Betriebsrat pflegt er ebenfalls guten Kontakt, ist mindestens zweimal im Jahr bei dessen Besprechungen dabei. Auch deshalb gilt er im Unternehmen als Gentleman, der alles zusammenhält. Eine Fähigkeit, die Gallo im Militär erworben hat und die er später in Südamerika perfektionierte: Anfang der 00er Jahre wird Gallo von CMA CGM, dem Schifffahrtsunternehmen, für das er damals tätig ist, nach Brasilien entsandt und lernt dort einen völlig anderen Managementstil als in Europa kennen. „Wir sind es gewohnt, auf der Basis von Guidelines und Businessplänen zu führen“, beschreibt Gallo die europäische Herangehensweise. „In Südamerika führst du mit dem Herzen. Und dafür musst du nah an den Menschen sein.“
Ein ehrlicher und menschlicher Umgang ist Gallo auch mit seinen Kundinnen und Kunden wichtig. „Wir sagen, was wir leisten können und was nicht“, betont er mit Blick auf die fragile Infrastruktur im französischen Bahnwesen. Weil nicht nur DB Cargo mit dem schlechten Zustand von Schienen und Co. zu kämpfen hat, tauscht sich Gallo regelmäßig mit den Wettbewerbern dazu aus und teilt Informationen. Das gehört für ihn zum guten Ton. Ebenso offen spricht er darüber, wenn es im eigenen Unternehmen Verbesserungspotenzial gibt – oder im Mutterkonzern Deutsche Bahn. „Die Organisation dort ist noch sehr deutsch-zentriert, sprachlich wie kulturell“, sagt Gallo, den es manchmal irritiert, wenn Meetings nicht konsequent in englischer Sprache stattfinden. Diversität im Team sieht er als wichtigen Vorteil in einem komplexen Geschäft wie dem Schienenfrachtverkehr. „Ich glaube, dass ein System, das keinen Input von außen bekommt, stirbt.“ Deshalb stellt er bevorzugt Menschen ein, die aus anderen Branchen kommen und DB Cargo mit neuen Sicht- und Herangehensweisen herausfordern.
Leben im Gleichgewicht
Auf neue Gedanken kommen und Althergebrachtes hinterfragen: Alexandre Gallo selbst gelingt das am besten, wenn er sich Donnerstagsabends in den Zug setzt. Dann gewinnt er Abstand von seinem Arbeitsort in Paris und macht sich auf den Weg nach Südfrankreich. Hier, zwischen Bergen und Meer, liegt der Lebensmittelpunkt seiner Familie. Den Wechsel zwischen der hektischen Bürozeit in der Hauptstadt mit vielen Geschäftsreisen und den entschleunigten Wochenenden in Frankreich empfindet er als Balance, sagt Alexandre Gallo – um dann mit dem Understatement eines Gentlemans hinzuzufügen: „Es ist wirklich kein schlechtes Leben.“
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