„Ich führe über einen gemeinsamen Sinn“

„Ich führe über einen gemeinsamen Sinn“

Interview mit Elisabeth Koch (DE)

Artikel:  „Ich führe über einen gemeinsamen Sinn“

Elisabeth Koch leitet seit April 2022 die DB Akademie. Die Expertin für Führungskräfteentwicklung hat es sich um Ziel gesetzt, die Angebote des Weiterbildungszentrums noch individueller zu gestalten. Im Interview erzählt die Personalerin, an welchen Formaten sie arbeitet, welche Rolle der historische Kaiserbahnhof dabei spielt und wie sie ihre eigene Führungsrolle definiert.


Elisabeth Koch

Zur Person

Elisabeth Koch startete ihre Karriere in der Management-Beratung von Siemens und übernahm in den Folgejahren verschiedene Funktionen im Personalbereich des Konzerns. Zuletzt war die Diplom-Kauffrau verantwortlich für die globale Personalentwicklung bei der Knorr-Bremse AG. Seit April 2022 leitet Elisabeth Koch die DB Akademie.

Elisabeth Koch die Gestalterin individueller Weiterbildung als Leiterin der DB Akademie

Zur Akademie

Die DB Akademie ist das interne Weiterbildungszentrum der Deutschen Bahn. Führungskräfte aller Ebenen haben hier die Möglichkeit, sich persönlich und beruflich zu qualifizieren – entlang einer individuellen Lernreise. Jährlich nehmen etwa 5.000 Führungskräfte an den rund 500 Trainings, Programmen oder Workshops der DB Akademie teil. Gegründet wurde die DB Akademie 2003 und residiert im historischen Kaiserbahnhof in Potsdam.

DB Akademie im Kaiserbahnhof Potsdam Aussenansicht


Interview mit Elisabeth Koch

Erfahre im Interview mit Elisabeth Koch, wie sie die Angebote unseres Weiterbildungszentrums neu definiert und welche Rolle der historische Kaiserbahnhof dabei spielt. Entdecke ihre Führungsrolle, ihre Leidenschaft für HR und ihre Vision für die DB Akademie. Erfahre auch, wie sie einen Beitrag zur Vielfalt der Deutschen Bahn leistet.

Die Leitung der DB Akademie ist der vorläufige Höhepunkt Ihrer Karriere. Was begeistert Sie am Thema HR?

Ich habe erlebt, dass HR einen großen Unterschied machen kann: Da, wo HR mit am Tisch sitzt, werden Diskussionen anders geführt – die Mitarbeitenden stehen mehr im Mittelpunkt. Welche Menschen brauchen wir, um das Unternehmen erfolgreich zu machen? Wie finden wir Talente? Was tun wir, um Führungskräfte in ihrer Entwicklung zu unterstützen? Das sind Themen, die mich nach wie vor faszinieren.  

Warum haben Sie sich entschieden, zur Deutschen Bahn zu wechseln?

Zwei Dinge. Erstens die Akademie selbst. Ich habe viele Jahre Führungskräfteentwicklung gemacht, das war immer der Kern meines Profils. Und da ist die DB Akademie eine herausragende Institution, die mit den Themen und Innovationen, die sie vorantreibt auch nach außen sichtbar wird. Das ist eine Seltenheit und für mich inhaltlich wahnsinnig spannend. Das Zweite ist die Bahn selbst. Ich hatte immer den Eindruck: Da ist ein Unternehmen, dass die Themen, die mir wichtig sind, konsequent angeht – etwa Diversität, Mitarbeiterentwicklung, Wertschätzung. Die Kombination dieser zwei Dinge hat mich überzeugt.

Sie haben ein gut bestelltes Haus übernommen. Welche Ziele haben Sie sich gesetzt?

Ich habe mir vorgenommen, die individuellen Entwicklungswege der Führungskräfte noch stärker zu begleiten. Die Zeiten, wo man Standardangebote über große Gruppen ausgekippt hat, sind lange vorbei. Heute sind wir als Akademie eher in einer fragenden Rolle: Was brauchst du als Führungskraft, um dich entwickeln zu können? Wie passen Entwicklungsmaßnahmen in den Kalender einer sehr gut ausgelasteten Führungskraft? Welches Format – digital, hybrid, Impuls, Training – ist gerade das Richtige? Es geht uns darum, stärker eine beratende Funktion einzunehmen und auch innerhalb des Unternehmens Themen zu setzen von denen wir mitbekommen, dass sie unseren Führungskräften wichtig sind.

An welchen neuen Formaten arbeiten Sie konkret?

Ein Beispiel sind Peer-Coachings, bei denen die Teilnehmer in sehr kleinen Gruppen gemeinsam an konkreten Herausforderungen arbeiten. Auch Netzwerkformate sind ein großes Thema, denn in vielen Fällen sind Führungskräfte sehr isoliert und haben Niemanden, mit dem sie über Schwierigkeiten sprechen können. Wir verstehen die Akademie nicht nur als Raum für Inhalte, sondern auch als Raum, in dem Netzwerke und damit Bindungen entstehen.

Welche Rolle spielt dabei Ihre Location, der Kaiserbahnhof in Potsdam?

Das hier ist durchaus ein Identifikationsort. Gerade postpandemisch kommen die Leute gerne hierher, weil der Kaiserbahnhof eine ganz besondere Stimmung erzeugt. Auch das haben wir im Blick, wenn wir Angebote planen: Was kann überall, auch virtuell, stattfinden und wo ist es gut, sich aus dem normalen Arbeitsumfeld herauszulösen?

Vor wenigen Tagen hat die Deutsche Bahn ihren ersten Diversity Report veröffentlicht. Welchen Anteil hat die Akademie an den dort berichteten Fortschritten?

Einen großen, hoffe ich! Wir schaffen ein Bewusstsein für das Thema und fördern einen entsprechenden Mindset. Im ersten Schritt geht es um Selbsterkenntnis der eigenen unbewussten Vorurteile: Wo habe ich Hürden, wo stehen wir meine Vorstellungen im Weg? Dann geht es um die Frage, wie unterschiedliche Perspektiven das Unternehmen voranbringen. Und im dritten Schritt unterstützen wir Führungskräfte dabei, Diversity konkret anzupacken – und dabei durchaus die eigene Komfortzone zu verlassen.

Wie definieren Sie denn selbst Ihre Führungsrolle; was ist Ihnen wichtig?

Ich würde meinen Führungsstil als kollaborativ beschreiben. Mir ist es wichtig, über ein gemeinsames Ziel und einen gemeinsamen Sinn zu führen. Ich gehe gerne in die Diskussion mit dem Team und nehme die unterschiedlichen Perspektiven auf. Das passt gut hierher, denn die Akademie ist eine agile Organisation mit sehr starken Kolleg:innen, die teilweise schon lange im Unternehmen sind. Ich sehe meine Aufgabe darin, Klarheit zu schaffen, sodass jeder seinen Teil der Verantwortung übernehmen kann.

Wenn Sie in die Zukunft schauen: Welche Vision haben Sie für die Akademie?

Dass jede Führungskraft der Deutschen Bahn, sobald sie ihre Rolle einnimmt, über die Akademie all das findet, was sie braucht, um ihren kompletten weiteren Führungsweg zu bestreiten. Für Führungskräfte muss völlig klar sein: In der Akademie treffe ich auf Entwicklungsexperten, die mir dabei helfen, Herausforderungen zu bewältigen und meine Karriere nach meinen persönlichen Wünschen zu gestalten.



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